Männer – Frauen – Quote

Die Quote bei den Aufsichtsräten ist mir egal. Anstelle darüber tagelang zu diskutieren (Politikerstundensätze sind nicht gerade niedrig), sollte das Geld lieber in den Ausbau der Kitas und die Ausbildung der Erzieher gesteckt werden! Es ist meiner Meinung nach sowie so nur ein Aushängeschild „Wir haben etwas getan“. Die Frage ist doch „Wie krieben wir den Wandel in den Köpfen der Bevölkerung hin?

Solange heute noch Frauen (Mütter, Omas, Tanten etc.) Mädchenüberraschungseier und rosa Lego Friends-Spielsätze kaufen mangelt es immer noch an der Basisaufklärung.

Ein erster Schritt wäre: Abschaffung der geschlechterbezogenen Berufsbezeichnungen. Also nicht mehr Arzt und Ärztin, sondern nur noch Arzt.

  • Sie ist Arzt und er ist Arzt.
  • Das „in“ ist ein Anhängsel.
  • Ich bin kein Anhängsel.
  • Frauen sind keine Anhängsel

Frauen üben diese Berufe gleichwertig aus: sie sind Ärzte, Ingenieure, Bäcker und Metzger. Und ein Mann kann auch eine Hebamme sein.
So richtig weh tut mir die Bezeichnung „Managerin“.

Die Diskussion um Gleichberechtigung und Gleichstellung, damit auch Gleichbehandlung führe ich seit 45 Jahren und muss immer wieder feststellen, dass sich wenig geändert hat. Am wenigsten hat sich an dem Verhalten der Frauen geändert. Während eines (sehr informativen) Workshops mit Anke Domscheit-berg (@anked) wurden den Anwesenden einige Knackpunkte des fraulichen Verhaltens vor Augen geführt. Daraus wurde mir mal wieder klar, dass zunächst einmal Frauen selbst an sich etwas ändern müssen.

  • Ja, es existiert eine gläserne Decke in der Hierarchie, diese müssen Frauen selbst durchstoßen.
  • Ja, wir brauchen gleiche Ausgangspositionen, dafür muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen.
  • Ja, die Gesellschaft wird von einer echten Gleichstellung (auch zahlenmäßigen Gleichstellung auf Entscheiderebene) profitieren, aber das muss den aktuellen Entscheidungsträgern „beigebracht“ werden.

Frauen müssen systematisch daran arbeiten und sollten ihre Energie nicht in Sexissmus-Debatten verschwenden.

3 Gedanken zu „Männer – Frauen – Quote

  1. Wenn ich vor einer Gruppe von Menschen stehe, dan spreche ich selbstverständlich die Damen und Herren an. Aber in vielen Situationen ist es einfach nur lästig. Wobei ich auch versuche elegant ides Klippe zu umschiffen. So z. B bei der Zielgruppenbenennung von Seminarausschreibungen „Für Damen und Herren des Personalwesens“. Aber mich stört dieses verbissene Einfordern.

  2. Stimme Dir zu liebe Lore, voll und ganz. Alles andere, wie z.B. die ständigen Diskussionen sind ermüdend und lenken (mich) ab. Blöd kommt es mir auch vor, wenn ich mich im Gespräch mit Frauen wieder einmal dafür entschuldigen muss, dass ich das „in“ bei einer Berufsbezeichnung nicht mitgesprochen habe, womit dann der eigentliche Inhalt des Gesprächs zur Nebensache wird …
    Meine Tochter beispielsweise ist Tischler. So manches Mal wurde sie darauf hingewiesen, dass sie ja Tischler“in“ sei. Dagegen wehrt sie sich. Sie sagt, der Beruf heißt Tischler und sie hat diesen Beruf gewählt, weil sie ihn toll findet und nicht weil sie Männern zeigen wollte, dass sie das auch kann. Warum sollte sie mit Macht vor sich hertragen, dass sie eine Frau ist, sagt sie. Nicht darauf komme es an, sondern auf das was sie leisten kann.
    Da kann ich nur zustimmen und sagen: Tochter ist gelungen! Denn bevor ich zu Ende überlegt habe, ob ich nun Redakteur oder Redakteurin war, kommt mir der (absonderliche?) Gedanke, dass wir uns mit diesem „Anhängsel“ vielleicht selbst ein bisschen diskriminieren, uns in die besondere Ecke manövrieren? Ach, da höre ich jetzt lieber auf zu grübeln und zu diskutieren und mache das, was weiter bringt: einfach zielorientiert arbeiten. (Der Kunde freut sich als erstes darüber, dass ich freundlich bin und kompetent erscheine; dann ist er zufrieden, wenn er gute Leistung erhält; und erst danach macht er sich Gedanken darüber, dass ich eine Frau bin (wenn überhaupt).
    Ich weiß, mein Beispiel spielt jetzt nicht gerade in der Liga der Topmanager. Denke aber trotzdem, dass es für Haltungsfragen taugt.

  3. Hallo liebe Lore,
    als schreibende, westsozialisierte, feministische Frau bin ich grundsätzlich dafür, zu „gendern“, wie das neudeutsch so schön heißt.
    Allerdings: War ja bald nach Mauerfall in Berlin und hab in den 90ern viel mit Kolleginnen aus dem Osten diskutiert, die das „Innen“ keineswegs als Errungenschaft begriffen, sondern sehr selbstbewusst Fotograf und Betriebsleiter waren, so wie Du das auch befürwortest.
    Nur waren deren Rahmenbedingungen andere gewesen — und damit wären wir mitten in der politischen Debatte, die auch Fragen beinhaltet wie, ob die Organisation von Kinderbetreuung Privatsache ist und Frauen immer noch die Hauptverantwortung für Erziehung, Familie, Pflege etc tragen und was all der wertlosen, da unbezahlten und minder geachteten reproduktiven Tätigkeiten mehr sind… Vielleicht lösen die in Japan erprobten Pflegeroboter in Zukunft das Problem? Aber wollen wir das? Ein weites Feld…

    Im Grunde geht es um die Frage, was mit der Formulierung zu Ausdruck gebracht werden soll!
    Chancengleichheit und eine ausgewogene gesellschaftliche Bewertung von Berufen und Funktionen sehe ich noch nicht verwirklicht, insofern befürworte ich einen bewussten Umgang mit männlichen und weiblichen Formen (und Manager ist längst ein deutsches Wort, also finde ich auch Managerin ok — und freue mich über jede Managerin, die dadurch sichtbar wird.
    Denn hierin hast Du sicher recht: Die Frauen müssen ihr Verhalten ändern.

    Dabei hilft die selbstverständliche Präsenz weiblicher Vorbilder. Und dabei hilft die Quote. Als ich Germanstik studierte (ist schon ein bissl her), waren an meinem Institut 65% der ca. 5000 Studierenden Frauen — und es gab eine einzige Professorin (kein Lehrstuhl). Ja, seither hat sich was geändert. Nein, nicht so viel, wie wir erhofft haben. Und es liegt nicht an der Kompetenz.

    Ich nutze und erwarte also Formen wie „Redakteure und Redakteurinnen“, wo’s denn passt. Am liebsten mit Charme und Stilgefühl statt stereotyp und dogmatisch. D.h. in längeren Texten einfach mal durchwechseln oder andere Formulierungen ausprobieren.
    Im Idealfall kommt ein Text raus, wo die Frauen selbstverständlich präsent sind, ohne Krampf und Mühe — so, wie wir’s im Leben auch gut finden.
    Oder einer, der konsequent die Realität abbildet, die es auch gibt: Altenpflegehelferinnen und Unternehmensentscheider – ohne political correctness-Kosmetik.

    Du schreibst: Frauen sollten ihre Energien nicht in Sexismus-Debatten verschwenden. Auch darin stimme ich Dir zu — aber wir wissen, dass Sprache (wieSymbole. Meinetwegen auch Rosa ) gesellschaftliche Realität abbildet und formt. Deshalb bin ich hier für Genauigkeit im Detail.

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