kopieren = rauben ?

  • Mit der Erfindung des Autos wurden die Droschkenkutscher arbeitslos – sofern sie nicht umsattelten. Das Automobil wurde nicht verboten und es wurde auch nicht untersagt, damit ein Konkurrenzgeschäft zu den Droschkenkutschern zu betreiben.
  • Das Telegramm wurde vom Fax und dieses von der Email abgelöst.
  • Baumwollpflücker werden durch Maschinen arbeitslos.

und viele Beispiele mehr …

Mit Gesetzen und Strafen kann der Einzug einer neuen Technik verhindert werden.

1. Was passierte und passiert gerade in der Musikindustrie?
Vor ca. 60 Jahren begann der Siegeszug der Tonträger als Massengeschäft und damit entstand eine neue „Industrie“. Diese umfasst zum eine die Produktion der Tonträger (Schallplatten und CD) und auch die Vermarktung der Künstler. Sängerinnen und Sänger wurden schnell zu Stars und verdienten teilweise sehr viel Geld und mit ihnen ihre Produzenten und Musikverlage (die es in der Zeit davor noch gar nicht gab!). Vor dem Geschäft mit den Tonträgern verdienten Sänger und Komponisten ihr Geld mit Konzerten.
Jetzt ist der Tonträger für viele Musikkonsumenten überflüssig geworden. Eine MP3-Datei reicht vielen, kann aus dem Internet geladen und auf die diversen Geräte kopiert werden. Das heisst, das Geschäft mit dem Tonträger ist out.
Daraus folgt, dass wahrscheinlich in Zukunft es nicht mehr so viele Britney Spears geben wird, die durch den Verkauf von Tonträgern viel Geld verdienen. Sänger und Komponisten müssen wieder zurück auf die Bühne. Der Vertrieb ihrer Werke im Internet muss natürlich geregelt sein und das Urheberrecht gewahrt bleiben. Aber es darf keine Kriminalisierung der Konsumenten geben, die sich die MP3-Datei auf den PC, aufs iPod oder Handy kopieren. (Hervorragende Rede von Lawrence Lessig: http://blip.tv/file/1937322 ).
Sicher werden auch die Musikverlage zu den Verlierern gehören, daher unternimmt auch die Musikindustrie alles um das Internet zu kriminalisieren. Es gibt aber auch andere Meinungen, so Dieter Bohlen in einem Interview: http://www.youtube.com/watch?v=qpUESyh1L9I

Licht am Ende des Tunnels? http://carta.info/10936/requiem-fuer-die-popkomm-die-zukunft-finden-wir-nur-gemeinsam/

2. Wie ist die Situation der Schreibenden Zunft?
Auch hier müssen sich Autoren und Verlage auf Änderungen einstellen. Aktionen wie der „Heidelberger Appell“ sind Ausdruck von Hilflosigkeit und Unfähigkeit, sich auf neue Bedingungen einzustellen. Doch anders als bei der Musikindustrie gibt es hier unterschiedliche Bereiche, die nicht mit einander vermengt werden dürfen.
Da ist zum Einen die Diskussion um die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Texten, Oberbegriff: Open Access. Tangiert wird auch „Open Courseware“, d. h. die freie Zugänglichkeit von Lehr-Materialien, wie es z. B. das MIT vor einen Jahren praktiziert hat: . Die „Open Content Alliance“ (OCA) ist ein Konsortium von Unternehmen, nicht gewinnorientierten Organisationen und staatlichen Institutionen, das das Ziel verfolgt, ein freies Archiv von Texten und Multimediainhalten zu erstellen, als Konkurrenz zu Google Book Search.

Sachbücher und Nachschlagewerke werden nach und nach aus den Bücherregalen verschwinden. Romane und Lyrik werden sicher noch länger in gedruckter Form überleben, aber es ist absehbar, dass dieser Markt auch einbrechen wird.

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