Lise Meitner

Lise Meitner (* 7. November 1878 in Wien, gestorben am 27. Oktober 1968 in Cambridge, England) war eine österreichische Kernphysikerin.

Ihre Schullaufbahn absolvierte sie auf einer Bürgerschule, da an den Gymnasien Mädchen nicht zugelassen wurden. Nach dem Schulabschluss legte Lise Meitner das Lehrerinnen-Examen für Französisch ab. Außerdem bereitete sie sich im Selbststudium auf die Matura vor und legte die Reifeprüfung 1901 im Alter von 22 Jahren am Akademischen Gymnasium Wien ab, wo sie als gewählten Beruf die realistischen Studien der Philosophie angab.

1901 begann Lise Meitner Physik, Mathematik und Philosophie an der Universität Wien zu studieren. Bereits in den ersten Jahren beschäftigte sie sich mit Fragestellungen der Radioaktivität. Sie wurde 1906 als zweite Frau im Hauptfach Physik an der Wiener Universität promoviert.

1918 erhielt Lise Meitner erstmals eine eigene radiophysikalische Abteilung mit angemessenem Gehalt und wurde Leiterin der physikalisch-radioaktiven Abteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie in Berlin. 1922 habilitierte sie sich und bekam dadurch das Recht, als Dozentin zu arbeiten. 1926 wurde sie außerordentliche Professorin für experimentelle Kernphysik an der Berliner Universität, Deutschlands erste Professorin für Physik.

Neben Max Planck arbeiten dort auch bekannte Physiker wie Hans Geiger und das „Jahrhundertgenie“ Albert Einstein – allesamt gute Bekannte von Meitner. Zwischen 1901 und dem Ende der Weimarer Republik 1933 gewinnen deutsche Wissenschaftler mehr als ein Drittel aller naturwissenschaftlichen Nobelpreise.

Doch die Nazis beenden dieses Universitätsleben, das Meitner sich so gewünscht hatte. Nach der Machtübernahme 1933 verbieten sie der jüdischen Professorin zu unterrichten. Fünf Jahre lang forscht sie noch mit Hahn und einem zweiten Chemiker, Fritz Straßmann, weiter, ehe sie 1938 nach Schweden fliehen muss, wo sie ihre Forschungen bis 1946 am Nobel-Institut fortsetzte. Hahn und Meitner korrespondierten weiter miteinander.

Ende Dezember 1938 schrieb ihr Hahn von einem Vorgang, den er, zusammen mit seinem Assistenten Fritz Straßmann, aufgrund äußerst sorgfältiger radiochemischer Methoden entdeckt hatte und den er als „Zerplatzen“ des Urankerns bezeichnete.
Hahn selbst aber begreift das anfangs nicht. Ratlos beschreibt er seiner Freundin Lise Meitner in einem heimlichen Brief das Experiment. Und die liefert von Schweden aus prompt die physikalische Erklärung. 1944 erhält Otto Hahn für die Entdeckung der Kernspaltung den Chemie-Nobelpreis – allein, ohne seine langjährige Forschungspartnerin Lise Meitner!

Ab 1947 leitete Lise Meitner die kernphysikalische Abteilung des Physikalischen Instituts der Königlich Technischen Hochschule Stockholm und hatte diverse Gastprofessuren an US-amerikanischen Universitäten inne.

In der Nachkriegszeit erhielt Lise Meitner zahlreiche Ehrungen in aller Welt, in besonderer Weise in der Bundesrepublik Deutschland, so beispielsweise 1955 den ersten „Otto-Hahn-Preis für Chemie und Physik“, 1956 den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste[28] und 1962 die Dorothea-Schlözer-Medaille der Georg-August-Universität Göttingen. Für alle drei Ehrungen hatte Otto Hahn sie vorgeschlagen. 1959 wurde in Berlin – in Anwesenheit beider Namensgeber – das „Hahn-Meitner-Institut für Kernforschung“ (HMI) vom Regierenden Bürgermeister Willy Brandt offiziell eingeweiht.

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